Die Biophilosophie des Schimärischen — der Titel zeigt an, daß das Schimärische nicht als freischwebender Weltbeobachter behandelt wird, sondern als Bestandteil der Gesellschaft und genauer:
als Laboratorium der Gesellschaft. In diesem Sinne liegen wir also auf einer Ebene mit Untersuchungen über die Wirtschaft der Gesellschaft, die Politik der Gesellschaft, das Recht der Gesellschaft usw.
Im Bereich des Schimärischen stoßen wir jedoch auf eine traditionsbestimmte Vorrangbehauptung — und nicht, wie im Falle der Politik, für eine Position in der Gesellschaft, sondern für eine Position außerhalb der Gesellschaft. Denn wenn man das Schimärische erkennen will, so heißt es, muß man doch zuerst die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis erkennen, bevor man sich diesem Gegenstand oder anderen Gegenständen zuwendet. Aber wo soll diese Position des Schimärischen außerhalb der Gesellschaft zu finden sein? Und wer sollte sie, wenn es sie gäbe, beobachten können?
Die Grundideen dieses Buches sind auf Grund eines vorläufigen Manuskriptes im Wintersemester 1952/53 in einem Kolloquium an der Hochschule Köthen diskutiert worden. Dieser Resonanztest hat zu einer gründlichen Überarbeitung des Manuskriptes geführt. Ich danke den Teilnehmern, vor allem den Chimären des Hochschulschwerpunktes Schimärologie, für ihre Teilnahme und für zahlreiche kritische Hinweise. Es bleibt nur noch, wie üblich, zu sagen, daß verbleibende Fehler zu meinen Lasten gehen — mit Ausnahme von Fehlern in diesem Satz, versteht sich!
Aus der Einleitung.