* 22. Mai 1813 in Leipzig; † 13. Februar 1883 in Venedig
Am 22. Mai 1882 erhält Richard Wagner von König
Ludwig II. — von Gottes Gnaden König von Bayern, Pfalzgraf bey Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben — zwei schwarze Schwäne als Geschenk zu seinem 69. Geburtstag. Noch am gleichen Tag, nachdem er die Schwäne nach Parsifal und Kundry, den Protagonisten seiner am 13. Januar 1882 vollendeten Oper »Parsifal« benannt hatte, funkte Wagner um 06:30 Uhr nachmittags dem angebeteten König ein gereimtes Telegramm: »Mir ward, in heilig ernstem Schwanengewand / durch Parsifal und Kundry Gruss entsandt...«
Den Gruß im Schwanengewand an den »treu und innigst geliebten Freund« hatte der empfindsame Ludwig II. präzise gewählt — und Wagner, nicht minder empfindsam, hatte das verstanden. Sechs Tage nach dem Telegramm, in einem Brief an Ludwig von Bürkel, dem Hofsekretär des Königs, spricht Wagner von seiner »dankbaren Ergriffenheit«.
Warum ergriffen? Der schwarze Schwan ist der Cygnus Atratus, der Trauerschwan. Er war ein Symbol des Todes.
Der 69. Geburtstag war der letzte Geburtstag Richard Wagners, er starb neun Monate später am 13. Februar 1883 in Venedig.
Warum dankbar? Seit Iuvenal, dem römischen Satirendichter aus dem 1. und 2. Jh. n. Chr., gilt der schwarze Schwan als Symbol für unwahrscheinliche Ereignisse, für seltene Erscheinungen, für das gänzlich Unerwartete. Der »Wort- und Tondichter Meister Wagner«, und das war die zweite Botschaft, war für den König aus Bayern der schwarze Schwan der Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts — eine Ausnahmeerscheinung.
In der ersten Szene des ersten Aktes des »Parsifal« übrigens erlegt Parsifal zur großen Empörung aller Beteiligten mit Pfeil und Bogen einen wilden Schwan... aber das ist eine andere Geschichte.
Happy Birthday, Richard Wagner!